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Goldenes Internet
Kapitel 7: Der Kampf zwischen Google und Microsoft

Copyright © by V. Miszalok, last update: 11-09-2009

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Kampf der Giganten

Die Internet-Werbung bringt mehr Geld ein als jedes Erdölfeld. Kein anderes Geschäft erzeugt bei minimalen Investitionen solche Gewinne und solchen Reichtum in so kurzer Zeit. Aus der Internet-Werbung entstehen jetzt unter unseren Augen die globalen Kapital-Imperien des 21. Jahrhunderts.
Diese Tatsache versetzt Kapital und Börse in einen Rausch wie 1520 nach der Entdeckung des Azteken- und Inka-Goldes (siehe: Hernan Cortes) und wie 1850 nach den Goldfunden in Kalifornien, am Colorado und am Klondike.
Spektakulär wird der Kampf um die Vorherrschaft zwischen Google, dem jugendlichen Herausforderer und Microsoft, dem schwerfälligen Platzhirschen.
Man weiß, dass der Kampf sich noch in der Anfangsphase befindet, dass er schnell eskalieren und sich innerhalb der nächsten 3 Jahre entscheiden wird.
Nur der Sieger wird überleben, zu ihm wird die Börse und alles fähige Personal überlaufen.

Google, der jugendliche Herausforderer:
1998 haben zwei Informatik-Studenten die Idee, dass eine Seite im Internet wohl dann wichtig ist, wenn andere Seiten auf sie verlinken. Sie programmieren eine Suchmaschine und da deren Trefferquote gut ist, wird sie populär.
2002 kommt ein smarter Betriebswirt auf die Idee, dass eine Suchmaschine durch passive Bestechung viel Geld verdienen könnte. Der Bestechungsvorgang wird automatisiert (AdWords) und erweist sich als Gelddruckmaschine.
2007 verdient Google mehr Geld als Microsoft und wird zum Star. Börsenwert und Gewinn explodieren. Wer im Internet Geld verdienen will, wirbt und verbündet sich mit Google. Google wird größenwahnsinnig und greift Microsoft an.

Microsoft, der gefesselte Gigant:
Microsoft Windows beherrscht 90% aller Computer. Der Kampf wäre bereits entschieden, wenn Microsoft alle Internet-Dienste und deren Werbeflächen in Windows integrieren würde. Aber die US- und die EU-Kartellbehörden haben dem Monopolisten eine Hand auf den Rücken gebunden. Microsoft darf in Windows weder einen alternativlosen Browser, geschweige denn eine Suchmaschine oder ein Social Network integrieren. Sie müssen der Konkurrenz sogar das Wissen (=die Schnittstellen) übergeben, wie man fremde Internetprodukte auf Windows aufpfropft.
Das bedeutet, dass Microsoft seine wesentliche Stärke nicht nutzen darf, sondern so um den Internet-Werbemarkt kämpfen muss, als würde gar kein Windows existieren.

Microsoft, der kurzsichtige Gigant:
Obwohl Microsoft wahrscheinlich die besten Informatiker, schlauesten Marketingexperten und raffiniertesten Juristen Amerikas beschäftigt, verpasst der Riese regelmäßig den frühzeitigen Einstieg in die Goldgruben des Internet. Microsoft ist einfach zu groß für schnelle Entscheidungen und geschmeidiges Auftreten im Angesicht neuer Trends. Oder vielleicht führt schiere Größe unvermeidlich zu gefährlicher Arroganz gegenüber neuen Ideen.
Fehlerliste:
bis 1995: Microsoft ignoriert das Internet und reagiert nicht auf Netscape Navigator.
bis 1998: Microsoft erkennt nicht, dass die Suchmaschine der zentrale Schlüssel zum Internet wird.
bis 2002: Microsoft erkennt nicht, a) welche Goldgrube Internet-Werbung ist und b) dass eine Suchmaschine der ideale Werbeträger ist.
bis 2005: Microsoft erkennt die Bedeutung der Sozialen Netzwerke nicht und bietet nichts für MySpace.
bis 2007: Microsoft erkennt die Zukunft von Mark Zuckerbergs Facebook nicht.
bis 2008: Microsoft reagiert mit Widerwillen dagegen, dass das Internet zum Zentrum wird und der einzelne Rechner an Bedeutung verliert.

Die Bündnissysteme:
Die Google Partei:
1. OpenSocial → Googles Werbeplattform vereint MySpace, Xing, Bebo, Orkut, Hi5, Linkedin mit zusammen 200 Mio Teilnehmern.
2. Adobe, Sun, Oracle, Silicon Graphics → die alten Erzfeinde von Microsoft
Die Microsoft Partei:
1. Yahoo → hat den Kampf gegen Google verloren und wird wohl irgendwann von Microsoft aufgekauft.
2. Facebook → Shooting Star der Social Networks mit 50 Mio Teilnehmern.
Die Neutralen:
1. Apple → tendiert eher zu Microsoft.
2. Intel, AMD, IBM, SAP → spielen Desinteresse am Werbemarkt.

2008: Der Kampf um Yahoo
Yahoo hat schlechte Geschäfts-Zahlen, muss Tausende entlassen und hat damit den Kampf gegen Google endgültig verloren. Der Börsenkurs fällt. Microsoft sieht eine Chance, endlich im Internet Fuß zu fassen und bietet den Yahoo-Aktionären gegen den Willen des Vorstandes einen Preis, der 60% über dem Börsenkurs liegt = 44,6 Mrd $. Microsoft geht damit hohe Risiken ein, denn der Kaufpreis ist so doppelt so hoch wie Microsofts Geldreserven.
Google dagegen will und kann Yahoo nicht kaufen, weil es Yahoo nicht braucht und weil die US-Kartellbehörden wegen Googles marktbeherrschender Stellung eine Übernahme sowieso nicht zulassen würden. So verlegt Google sich darauf, den Kaufpreis hochzutreiben und gleichzeitig den inneren Wert von Yahoo zu zerstören.
Microsoft hat deshalb den ersten Angriff abgebrochen und sein Angebot zurückgezogen und wartet ab, wie die Druckmedien und das Fernsehen sich auf Google einschießen. Die Druckmedien und das Fernsehen fürchten Google, weil die Werbung ins Internet wandert und sie rächen sich: Google und besonders sein neuer Browser "Chrome" seien gefährlich für die Privatsphäre. Microsoft sieht seine Chance, die Rolle des bösen Kraken an Google weitergeben zu können.
Neu: Kurswechsel um 180 Grad ?
Microsoft verkündet am 21. Feb. 2008 eine Sensation: Man werde die Schnittstellen und Protokolle zu Windows 7, .NET Framework, Office 2007 etc. kostenlos für jedermann offenlegen und werde mit den Open Source Communities über Zusammenarbeit reden. Um dieses zäh verteidigte Insiderwissen hatte die Konkurrenz (und das sind fast alle) seit 20 Jahren vergeblich gekämpft.

Wer ist wer bei Microsoft ?
CEO Steve Ballmer
Chief Software Architect Ray Ozzie
Chief Technical Officer Craig Mundie
Entertainment & Devices Robert Bach
.NET, C#, WPF Entwicklung Anders Hejlsberg
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