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Goldenes Internet
Kapitel 4: Google

Copyright © by V. Miszalok, last update: 2010-08-17

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  Die Anfänge
  Geschäftsmodell, Basistechnologien
  Google in Zahlen
  Suchmaschine, Portal und Browser
  Google als Werbemakler
  Karte, Luftbild, Navigation
  Mail, WebSpace, Office
  Weitere Produkte
  Die Feinde
  Die Alternativen zu Google
  Literatur

Die Anfänge

Die nette Seite der Geschichte von Google ist kurz:
Drei Informatiker, zwei Stanford-Boys Larry Page und Sergei Brin spielen gern Firma (seit 1998) und ein Princeton-Boy Eric Schmidt passt seit 2001 auf die beiden auf, damit auch Geld damit verdient wird. Am Firmensitz in Mountain View, CA herrscht eine paradiesische Unternehmenskultur wie in einem Elite-Kindergarten. Dort ist der Traumarbeitsplatz aller Informatiker. Google erhält angeblich 1,4 Mio Bewerbungsschreiben pro Jahr.
Siehe auch: History of Google.

Die nicht so nette Seite:
Web-Kataloge der 90er Jahre hatten beobachtet, dass Firmen ihren alten Namen änderten zu einem neuen Namen mit einem A als ersten Buchstaben, um in den alphabetisch sortierten Katalogen nach vorne zu kommen. Die Kataloge haben daraufhin ihre vorderen Plätze gegen Geld versteigert. Jetzt kamen die Kunden auf die Idee, die Bezahlung von der Zahl der Klicks abhängig zu machen. So entstand um 1998 evolutionär ein Geschäftsmodell: Pay-Per-Click-Werbung.
Diese Verknüpfung von neutraler Suche mit bezahltem Werbeplatz = Contextual Advertizing ruiniert zwar die Neutralität, hat sich aber als unglaubliche Goldgrube erwiesen.
Google hatte erst 2002 entdeckt, dass die Ergebnisseite von Suchanfragen ein idealer Ort für Pay-Per-Click-Werbung sein könnte.
Aber unerwünschte Werbeanzeigen, die den kostbaren Platz auf dem Bildschirm einengen, öden schnell an. Mit gewaltigem Aufwand will Googlel das Problem lösen: Jeder soll die Werbung bekommen, die auf ihn passt. Ziel: Wenn zwei Nutzer nach dem gleichen Begriff suchen, bekommen sie nicht das gleiche Ergebnis, sondern zwei verschiedene individuell angepasste Ergebnisse.
Google identifiziert den Kunden 1) über die IP-Adresse seines Routers und 2) über eine Kennziffer, die das Google-Browser-Cookie aus der Hard- und Softwarekonfiguration des Kunden berechnet. Aus 1) und 2) berechnet sich ein Primärschlüssel unter dem alles protokolliert wird, was der Kunde tut. Diese Protokolle landen in einer gewaltigen verteilten Datenbank, die wissen soll, wer gerade über der Tastatur sitzt. Sie stellt den größten Wert dar, den die Firma besitzt. Auf der Basis der Datenbank wird ein Kunden-Profil berechnet und dieses Profil bestimmt, was der Kunde sieht. Googles sendet ungefragt grundsätzlich und immer Werbung, aber wählt diese so, dass sie möglichst unauffällig passt und wenig nervt.

Geschäftsmodell, Basistechnologien

Das Geschäftsmodell ist genial einfach: Google liefert interessante Gratis-Dienste und Programme und im Gegenzug liefert der Kunde jede Menge Daten über sich selbst. Auf der Basis dieser Daten bepflastert Google seine Dienste und Programme mit passenden oder unpassenden Werbelinks. Wenn der Kunde auf einen dieser Werbelinks klickt, dann kommt Geld in die Kasse.
Die Suchmaschine und alle Gratisdienste sind getarnte Briefkästen einer gewaltigen Werbemaschine.
Die Suchmaschine sortiert die Inhalte anderer Leute und die Nutzer der Gratisdienste liefern freiwillig den Rohstoff "Daten" und auf der Basis des dabei erworbenen Wissens greift Google sich 80% aller Online-Werbeinnahmen.
Die Geheimdienste transformieren Wissen in Macht, aber Google tranformiert Wissen in Geld.

Grundsätzlich ist dieses Modell nicht unfair. Es enthält keinen Zwang, keine Erpressung, keine Bindung durch einen Vertrag. Jeder Kunde kommt freiwillig und kann gehen wann er will zu fremden Suchmaschinen und Gratisdiensten. Der Google-Kunde wird nirgendwo festgehalten, die Google-Links führen nicht zwangsläufig zu Google-Angeboten. Google mag Links. Jeder kommt sowieso irgendwann zurück über Landkarte, Video und AdSense (siehe unten).

In den Geschäftsbedingungen stimmt jeder Kunde einer nebulösen "Nutzung" seiner Daten aktiv zu. Der Haken an der Sache ist, dass er eine Gegenleistung erbringt, die er nicht erkennt, nämlich eine Art Tischtanz mit Striptease. Und dass im Hintergrund viel Geld fließt, das am Ende unsichtbar in allen Rechnungen des Internethandels enthalten ist.
Die Geschäftsbedingungen von Google kann man in einem Satz formulieren:
Google liefert Ihnen kostenlos komfortable Dienste gemischt mit Werbung und dafür erzählen Sie uns wahrheitsgemäß für was und wieviel Geld Sie wo ausgeben und geben uns die Möglichtkeit, uns auf Ihrem  neuestem Stand zu halten.
Google formuliert das etwas anders, denn eine Werbefirma kann ja unmöglich Dummköpfe warnen, dass es sich bei seinen Gratis-Diensten um ein Geschäft handelt und nicht um warmherzige Geschenke. CEO Erich Schmidt empfiehlt folgendes: "Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht besser ohnehin nicht tun".
Zwar ist fast alles kostenlos, aber nichts ist umsonst. Der Preis, den wir für die Nutzung bezahlen, sind unsere Daten und die werden kaum jemals vergessen. Man stelle sich vor, wir könnten heute lesen, was Goethe, Napoleon oder Einstein ahnungslos im Internet gesucht, gemailt und gespeichert hätten. Es ist unfassbar, welchen Wert so ein Wissen besitzt und vor dessen freiem Verkauf schützt uns kein Staat und kein Gesetz, sondern das Ehrenwort der Herren Page, Brin und Schmidt.

Basistechnologien:
Page Rank = Suchergebnisse nach Relevanz ordnen.
Eine wissenschaftliche Publikation wurde schon immer so bewertet: Man zählt die Anzahl der Erwähnungen mit der sie in anderen Publikationen auftaucht.
Das hat sich bewährt und L. Page hat es für seine Suchmaschine übernommen und gilt seither als genial: US Patent 6285999. Inzwischen hat er die Methode verfeinert durch rätselhafte geheime Gewichtungsfaktoren. Jedenfalls hat jetzt sein PageRank eine Vorliebe für Seiten, auf denen man etwas kaufen soll.
Kundenprofil = Wofür gibt dieser Mensch sein Geld aus ?
Man beobachtet die Tasten und Klicks eines Surfers über einen längeren Zeitraum und ordnet ihn ein in ein vieldimensionales Koordinatensystem von Wahrscheinlichkeiten: jung-alt, Mann-Frau, arm-reich, Fußgänger-Autofahrer, Prolet-Ästhet, Currywurstesser-Feinschmecker usw.
Profil des Werbelinks = Wer kauft so etwas ?
Der Auftraggeber des Links muss seine Zielgruppe möglichst genau beschreiben. Google kodiert diese Angaben im gleichen Koordinatensystem wie die Kundenprofile.
Matching = Auf wen passt was ?
Man berechnet für jedes mögliche Paar Kundenprofil*Zielgruppenprofil eine Passgenauigkeit. Ab einer genügend hohen Passgenauigkeit wird der Link angezeigt. Ein Suchbegriff führt also in der Regel bei unterschiedlichen Leuten zu unterschiedlichen Seiteninhalten.
Data Mining = Was hängt mit wem zusammen ?
Die ungeheueren Datenmengen, die Google sammelt, sind im Rohzustand wertlos. Sie enthalten zu 95% redundanten Müll. Die besten Informatiker arbeiten an Programmen, diesen Müll zu sieben, zu trennen und seinen Inhalt zu destillieren auf der Suche nach allen nur denkbaren Korrelationen, wie z.B. zwischen Wohnort und Automarke, Musik und Mode, Krankenversicherung und Körpergewicht. Für die Ergebnisse interessiert sich nicht nur die Werbebranche, sondern auch Politik und Wissenschaft. Google ist auf dem Weg zum Weltgehirn.
Google liefert eine Probe seiner Data-Mining-Fähigkeiten mit seinem Gratis-Programm Google Analytics. Die Demoversion zeigt eindrucksvoll, was die anfallenden Nutzer-Daten an Statistiken hergeben.

Teile des PageRank und das Koordinatensystem der Profile sind Betriebsgeheimnis, anderes kann man nachlesen z.B. in:
US Patent 20060224583 »Systems and Methods for Analyzing a User’s Web History«.
US Patent 20060224587 »Systems and Methods for Modifying Search Results Based on a Users’s History«
US Patent 20060069616
»Determining Advertisements Using User Behavior Information such as Past Navigation Information«
US Patent 20060047804 »Accelerating User Interfaces by Predicting User Actions«.

Google in Zahlen

 BörsenwertUmsatzGewinn
2007 160 Mrd $ 17 Mrd $ 4 Mrd $
2008 125 Mrd $ 22 Mrd $ 5 Mrd $
2009 180 Mrd $ 24 Mrd $ 6 Mrd $
2010 120 Mrd $ 28 Mrd $ 7 Mrd $

Ausgabekurs 2004  85 $
Höchstkurs  2007 680 $
Börsenkrise 2009 380 $
      Mitte 2010 550 $
 

Google hat 17.000 Angestellte an 30 Standorten in USA, Europa, Russland und Israel.
Europäische Enwicklungsabteilungen mit insges. 800 Entwicklern in Zürich (Spamfilter), London und München (mobiles Internet).
Beantwortet 60% der weltweiten Suchanfragen (in China nur 18%). Google bekommt 40% der weltweiten Internet-Werbeeinnahmen.
Google ist der wertvollste Markenname der Welt.
270 Mio Stück Aktien, davon besitzen L.Page und S.Brin je 30 Mio und E.Schmidt 15 Mio Stück.

Hauptproblem 2010: Google kann in China (380 Mio Surfer!) gegen Baidu.com nichts ausrichten und wird nie Marktführer werden und steht unter Druck von Geheimdienst und Zensur .

Wie Microsoft vernebelt Google Zahlen über Hardware, Hardware-Standorte, Personal, Geschäftsbereiche, Entwicklungsziele.
Google-Astrologen und Deserteure schätzen: Google besitzt ein Netzwerk von 100.000 bis 400.000 Servern in 15 bis 25 Server-Farmen, plus laufende und geplante Neubauten in den USA für 20.000 Server, in Holland für 250 Mio €, in Andrha Pradesch für 750 Mio €, weitere in Litauen und China. Siehe: Google Platform.
Interessant: Serverfarmen werden wegen des Kühlwassers an großen Flüssen oder Stauseen gebaut.

Der gesamte Pool kann wahrscheinlich 1 Mio. Suchanfragen pro Sekunde bedienen, wobei jede Anfrage durch etwa 700 bis 1000 Rechner des Google-Netzwerkes durchgereicht wird (Quelle: Marissa Mayer).
Schätzung der Reichweite: Die Google-Datenbanken erfassen etwa die Hälfte der weltweit 1,3 Mrd Internetsurfer.

 

Suchmaschine, Portal und Browser

Die Suchmaschine Google Search und das Portal iGoogle sind so verzahnt und sehen so ähnlich aus, dass sie kaum als zwei getrennte Produkte wahr genommmen werden. Sie sind ideale Werbeträger und die beiden ergiebigsten Geldquellen der vielen Google-Produkte und Dienste.
Lesen Sie dazu den Absatz Suchmaschinen aus Kapitel 3 "Suchmaschinen und Portale" aus diesem Vorlesungszyklus.

Infos zu iGoogle-Portal: Wikip. engl., Wikip. deutsch, Gadgets.

Werbung in Suchmaschine und Portal
Google Search versteigert seit 2002 Werbeplatz auf Google-Seiten unter der Marke AdWords und platziert vor und neben seinen Suchergebnissen mehr oder weniger getarnte Sponsorenlinks. Für den Werbekunden erscheint AdWords wie ein genial einfacher Selbstbedienungsbaukasten. Er bestimmt selbst den Suchbegriff (oder Kombinationen von Begriffen) unter denen er auftauchen will und formuliert seine Anzeige selbst. Er bestimmt Obergrenzen für seine Kosten und kann alle Einstellungen jederzeit ändern. Mit dem kostenlosen Tool GoogleAnalytics kann der Werbekunde das Nutzerverhalten beobachten: Wie oft ist die Anzeige erschienen ? Wie oft wurde sie geklickt ? Was ist dann passiert ? Mit AdWords erwirtschaftet Google etwa 60 % seines Umsatzes. Siehe auch: Werbevideo für AdWords.

Die Suchmaschine Google Web Search besitzt Spezialabteilungen:

Universal Searchumfaßt Nachrichten und Videos
Google Book SearchVolltextsuche in Büchern
Google Blog SearchSuche von Blogs zu einem Thema
Google ImagesBildersuche
Google CatalogsSuche durch Warenkataloge
Google ScholarSuche in Fachzeitschriften
Google Product SearchWarensuche
Car Search neu: Suchergebnis optimiert für Auto-Displays
Mobile Searchneu: Suchergebnis optimiert für Handy-Displays

Ein kluger Kopf bei Google hatte folgende Idee:
Es muss doch viele Kunden geben, die so redselig sind, dass es sich gar nicht lohnt, mühsam einen Primärschlüssel und ein Profil für sie zu herauszufinden.
Man fragt sie einfach selbst, welche Werbung sie wollen. Sie dürfen zwar nicht sagen, dass sie keine Werbung wollen oder dass sie nicht so viel davon wollen, aber sie sollen sagen, welche Themen ihnen am wenigsten auf die Nerven gehen.
Der Weg dazu heißt Google Account und die Köder sind die Gratis-Dienste GMail, WebSpace und Google Pack.
Der Inhaber eines solchen Google Kontos bekommt einen interessanten Blick auf die über ihn gespeicherten Daten. Er kann seine Webbewegungen der Vergangenheit durchsuchen mit Google Web Protocol. Siehe auch Personalized Search.
Kunden, die beunruhigt sind, erfahren zwar nicht, was Google weiß, können dafür aber auf der Seite GooglePrivacy nachlesen, dass alles in Ordnung ist.
Begründung: "Der größte Schutz ist, dass Google ohne das Vertrauen der Nutzer kein Geschäft mehr hätte."

Im Google Konto ist der neue Bezahldienst Google Checkout enthalten, der eBays PayPal angreift. eBay wehrt sich mit allen Mitteln, hat millionenschwere AdWords-Aufträge gekündigt und ist daraufhin im organischen Suchindex ziemlich abgerutscht.

2009 bietet Google seinen neuen Browser "Chrome" zum Download, der die Datenbank füttern und Microsoft und Mozilla schaden soll.
Problem: Die gedruckte Presse will verhindern, dass Gogle weitere Werbemilliarden von ihr abzieht und macht Stimmung gegen Google -> gefährlicher Datenkrake.

 

Google als Werbemakler

Mit AdSense läßt Google fremde Autoren an seinem Werbe-Pool mitverdienen. Bewirbt sich ein Autor um Teilnahme an AdSense, dann analysiert Google dessen Zielgruppe und setzt passende Pay-Per-Click-Werbelinks auf die fremde Seite. Google und der Autor teilen sich das Geld. Siehe: AdSense Huren
Funktioniert ähnlich wie Banner → Contextual Advertising.
Mit AdSense erwirtschaftet Google etwa 30 % seines Umsatzes.

 

Karte, Luftbild, Navigation

Es ist erstaunlich, wie genau man einen Rechner an Hand seiner IP-Adresse lokalisieren kann. Siehe: IP-address.com.
Google nutzt diese Möglichkeit so: Über Adwords kann ein Einzelhändler, Hotel, Restaurant Werbung in Google Maps platzieren.
Der Anbieter wählt seinen Anzeigebereich rings um seinen Standort kreisförmig mit wählbarem Radius oder sternförmig als editierbares Polygon. Pay-Per-Click hindert ihn sehr effektiv daran, seinen Bereich unnötig auszudehenen. Wenn ein Surfer in Google Maps einen Suchbegriff eingibt, bekommt er die Anbieter als Symbole auf der Karte angezeigt. Der Werbetext erscheint bei Klick auf ein Symbol.
GoogleMaps bietet darüber hinaus eine offene Schnittstelle mit Editor, um eine Karte mit einer externen Datenbank zu verbinden.

Google Earth ist zweifellos der schönste Beitrag Googles zum Internet: Ein Juwel des WWW, das noch kaum von Werbung zerfressen ist. Für Lokalpatrioten: Berlin 3D.
20 $ pro Jahr kostet Google Earth Pro mit GPS-Datenimport.
Google Sky, Google Moon, Google Mars sind Erweiterungen von Google Earth für Sternenhimmel, Mond und Mars.
Panoramio positioniert Fotos auf Google Earth.
Street View ist eine Erweiterung von Google Maps und zeigt 360-Grad-Photos von Straßen und Plätzen.
Latitude ist ein Google Service auf der Basis GPS und/oder Mobilfunkzellenpeilung. Man kann damit sehen, wo Freunde sich gerade aufhalten und man kann mit voreinstellbarer Genauigkeit selbst geortet werden.

Ganz offensichtlich plant Google einen breiten Angriff auf den Mobilfunk- und Navi-Markt und will seine AdWords- und AdSense-Werbung auf das mobile Internet ausweiten.
Lesen Sie dazu den Absatz ..//I6_Mobile/Mobile_d.htm#a6 aus diesem Vorlesungszyklus.

 

Mail, WebSpace, Office

Google Mail = GMail konkurriert weltweit gegen Windows Live Hotmail, Yahoo! Mail und AOL Mail. Alle Konkurrenten wollen über ihren Mail-Dienst den Surfer dazu bewegen, seine Personendaten preiszugeben. Siehe: Die Alles-Gratis-Philosophie.
Diese Personendaten sind derartig wertvoll, dass alle drei Konkurrenten Mail-Kunden mit teurem Gratis-Web-Speicherplatz ködern: AOL: unbegrenzt, Google: 6,5 GB, Microsoft: 5 GB, Yahoo: 1 GB.
Natürlich garantiert Google absoluten Datenschutz gegen Zugriffe von Dritten, nur eben nicht gegen Zugriffe von Google. Natürlich scannt man die gespeicherten Daten, um daraus ein Profil für personalisierte Werbung zu gewinnen.
Weitere Anbieter von Web-Speicherplatz sind: Omnidrive, Box.net, und Microsoft Office Live Workspace.

Google Apps: Neben Mail, Instant Messaging und Kalender bietet Google Docs (für Studenten kostenlos) Online-Textverarbeitung, Online-Tabellenkalkulation und Online-Präsentation nach dem Muster von Powerpoint → Angriff auf Microsoft Office.
Siehe: Google Apps.

 

Weitere Produkte

Auch Google hat keine Ahnung davon, wie das Internet in 10 oder 20 Jahren aussehen wird. Enorm viele Ideen werden geboren, aber nur wenige werden sich durchsetzen. Wenn man bloß wüsste welche. Man kann nur raten. Microsofts Strategie ist Abwarten-Beobachten-Aufkaufen. Google macht das anders. Es verdient genügend Geld für eine Rasenmäher-Strategie: Nicht einzelne Blumen pflücken, sondern die ganze Wiese mähen. Konkret bedeutet das, dass man jede nicht allzu absurde Idee selbst soweit entwickelt und verteilt, bis sie floppt oder man sie durch Patente sichern kann.
Die Folge ist, dass Google viele neue unausgegorene und experimentelle Bananensoftware (=reift beim Kunden) anbietet. Die Presseabteilung läuft auf Hochtouren. Das Publikum staunt: Gibt es noch etwas, was Google nicht macht ?
z.B. beantragt Google ein Patent für ein Rechenzentrum auf hoher See, das seine Energie aus Wind und Wellen gewinnt.

Alle kostenlosen Dienste und Programme erforderen eine Anmeldung und eine E-Mail-Adresse und liefern damit einen zuverlässigen Primärschlüssel für das Kundenprofil.

Tools:
Google App EngineGoogle als Web Service Provider
Google Codefür Aministratoren, Entwickler, Programmierer
Google Page CreatorErstellung von Webseiten
Google BloggerBlogs publizieren
Google GearsWebseiten Offline ansehen
Google Language ToolSuche in fremder Sprache
Google TranslateÜbersetzung
Google NotebookEditor
Google CalendarKalender
Google Web Acceleratorschnelles Laden von Seiten
Google Webmaster ToolsWeb-Analyse
Google TrendsStatistik über die Herkunft von Suchanfragen
Google Search Insightsgeographische Verteilung von Suchbegriffen
Google Book SearchTextsuche in 10 Mio Büchern
SketchUp3D-Software
PicasaBildverarbeitung
Picasa Web AlbumsBildverwaltung
news.google.com/archivesearchArchiv für Zeitungsartikel
Connection:
Google AndroidBetriebssystem für Mobiles
Google AlertsBenachrichtigungen
Google Video = YouTubeVideoportal
Google BaseKleinanzeigen-Portal
Google FinanceFinanz-Portal
Google GroupsZugang zu Usenet
Google NewsPresse-Suche
Google OrkutBusiness Community
Google TalkVoIP und Instant Messenger
ClearwireFunknetz in US Großstädten
GDrive (Gerücht) virtuelle Festplatte
Beteiligungen an Genetik-Firmen:
NavigenicsGenom Analyse Service
IlluminaDNA Sequencer Service

Google.org: In guter amerikanischer Tradition investiert Google 1% seines Gewinns in ein gemeinnütziges Unternehmen Google.org, das Projekte zum Klimaschutz und Gesundheit betreibt oder fördert.

YouTube: Im Feb. 2005 wurde YouTube von Hurley, Chen und Karmin gegründet und im Okt. 2006 für 1,65 Mrd $ an Google verkauft, obwohl die Firma bis heute nichts verdient, trotz 300 Mio Aufrufe in 2008 und Wachstumsraten von 20% pro Jahr. Das deutsche YouTube.de hat einige zahlende Kunden wie ZDF, FC Bayern München, Kinowelt, Sony BMG, Greenpeace, FDP usw. YouTube kann nur durch Werbung profitabel werden, weil es keinerlei Copyrights an den Videos besitzt. YouTube darf ein Video nicht verändern ohne ausdrückliche Zustimmung des Autors und es ist unmöglich diese Zustimmung zu erhalten, ohne den Autor an den Werbeeinnahmen zu beteiligen. YouTube hat kein Geschäftsmodell und eigentlich hat Google bisher nur Ärger wegen Urherberrechtsverletzungen vieler YouTube-Videos, wo fremde Inhalte und Musik illegal eingebunden sind. Weiter fühlt sich die Fernsehindustrie bedroht und kontert mit erfolgreichen eigenen Angeboten: Hulu.com, TV.com.

Knol: Knol ist Googles Gegenprojekt zu Wikipedia. Eingeladene Autoren schreiben Artikel und dürfen als Gegenleistung AdSense-Werbung platzieren.

Digitale Bibliothek ist ein ehrgeiziges Projekt, alle Bücher der Welt zu digitalisieren und (kostenpflichtig) im Internet anzubieten. 2008 hat Google sich mit den amerikanischen Autoren- und Verlegerverbänden geeinigt, 7 Mio. Bücher zu scannen und anzubieten in 3 Lizenztypen für Privatleser, Institute und Bibliotheken. 30% der Gebühren gehen an Google, der Rest geht an Autor und Verlag; siehe www.googlebooksettlement.com. Auch die Bayerische Staatsbibliothek läßt 1 Mio deutsche Bücher bei Google digitalisieren.

 

Die Feinde

Durch schnellen Reichtum schafft man sich Feinde. Das ist unvermeidlich. Der Erzrivale und Hassgegner ist zweifellos Microsoft. Aber auch das Verhältnis zu Apple und Facebook wird immer feindseliger. Gegen Google kämpfen die drei in einer Front. Man versucht sich zu schaden, wo immer man kann. Auch die anderen Feinde sammeln sich, die da sind:

Die Print-Medien Der Erfolg der Internet-Werbung senkt dramatisch die Werbeeinnahmen der Zeitungen und Zeitschriften. Früher kämpften sie gegeneinander um Werbekunden, heute kämpfen sie gemeinsam gegen Google. Gefahr: Die Printmedien haben (noch) enormen Einfluss auf die öffentliche Meinung und Google kann es sich nicht leisten, alle zum Feind zu haben.
Die Buchverlage fürchten Googles Bücher-Scan-Projekt und pochen auf das Urheberrecht der Autoren, um das sie sich früher wenig geschert haben.
Das KartellamtDie Kartellabteilung des Justizministeriums der USA untersucht den Markt für Internetwerbung. Vielleicht eröffnet sie ein Verfahren gegen die kürzlich beschlossene Kooperation mit Yahoo, weil Google damit 80% Marktanteil bei Suchmaschinenwerbung erreicht.
Große Konzerne Procter&Gamble, General Motors und natürlich Microsoft haben Klage beim US Justizministerium eingereicht wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung.
Die Daten-Allergiker Die undurchsichtige Google-Datenbank weckt Stasi-Ängste und liefert ein Hass-Thema.
Die Verfechter der Netzneutralität Google war früher ein glühender Verfechter des Grundsatzes, wonach Netzbetreiber alle Internetdaten gleich behandeln sollen. Neuerdings soll das aber nur noch im Festnetz gelten. Google und Verizon wollen im mobilen Internet diese Neutralität abschaffen.

Google sieht sich mehr und mehr unter Druck, das Sammeln von Nutzerdaten zu rechtfertigen. Aus diesem Grund kündigt Google im Sept. 2008 Änderungen an bei denen ganz klar ist, was an ihnen beruhigend sein soll:
1. Die IP-Adressen der Kunden werden nach 9 (statt bisher 18) Monaten gelöscht. Das bedeutet, das Google innerhalb von 9 Monaten einen anderen Primärschlüssel als die IP-Adresse für jeden Kunden gefunden haben muss.
2. Jede Suchanfrage wird innerhalb von 24 Stunden ins Kundenprofil eingearbeitet und ist ab dann nicht mehr direkt zurückverfolgbar.

 

Die Alternativen zu Google

Yahoo und Microsoft sind zwar von Google überholt worden, aber beide lernen dazu. Sie kopieren das Erfolgsrezept so schnell und so genau sie können. Insofern sind sie keine echten Alternativen, wechselt man zu ihnen, wechselt man nur die Abhörmannschaft.
Die langfrisitge Speicherung von IP-Adressen und die lange Laufzeit der Abhör-Cookies sind für den Betrieb einer guten Suchmaschine keineswegs notwendig. Sie dienen einzig und allein dem Werbegeschäft. Alternativen:

Ask 
Exaled 
Clusty 
YacyIndex dezentral verteilt auf die Nutzer
IxquickMetasuchmaschine, die Ergebnisse nur 48 Stunden speichert
MetacrawlerMetasuchmaschine
 

Literatur

Vise + Malseed 2004  Die Google Story Die Anfängepositiv
Reischl 2007 Die Google-Falle und Diskussion dazu: Kritik  Google zwiespältignegativ
Reppesgaard 2008 Das Google Imperium Google als Krakenegativ
Jeff Jarvis 2009  What would Google do ?  Google → Prototyp einer neuen Weltwirtschaft positiv
Nicholas Carr 2009  Is Google Making Us Stupid ?  Gehirnschäden durchs Internet negativ
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