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Goldenes Internet
Kapitel 2: Internet-Werbung

Copyright © by V. Miszalok, last update: 2009-02-09

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Internet-Werbung

Eine Marke ist ein Vertrauensvorschuss, den ein Produkt oder ein Hersteller in Kopf und/oder Herz der Öffentlichkeit genießt. Dieser Vorschuss führt dazu, dass die Marke gegenüber Wettbewerbern präferiert wird (Mengenpremium) oder dass ein höherer Preis akzeptiert wird (Preispremium). Eine Marke ist ein immaterieller Vermögenswert des Untenehmens. Er kann berechnet, beliehen, lizenziert und verkauft werden. Der Aufbau eines solchen Vertrauensvorschusses kostet jahrelange Investitionen in Leistung und Qualität des Produkts. Es ist gängige Praxis, diese Investitionen durch Lüge und Betrug zu ersetzen.

Markenwerbung = Branding die schlimmste Seuche der reichen Gesellschaft. Sie hat alle Medien gekauft, versklavt und jeden organisierten Widerstand unmöglich gemacht. Sie diskreditiert das Bemühen um Wahrheit, Redlichkeit, Aufrichtigkeit als Tugenden für Greise, Deppen und Langweiler und vergiftet damit die Kinder, die Dummen, die Armen und sich selbst.
Werbung kanalisiert unsere Aufmerksamkeit auf Unwichtiges. Sie verheddert uns in falsche Bedürfnisse und denunziert unsere Befreiungsversuche als Rückständigkeit. Ihr Ziel ist es, uns alle zu Idioten zu machen.
Positiv gesehen stiftet Werbung einen Lebensinhalt für Milliarden gottverlassener moderner Menschen, die sonst keinen Sinn im Dasein fänden. Sie füllt ihre quälende Leere. Weltweit ersetzt sie die Ideologien, wie vorher die Ideologien die Religion ersetzt haben.
Die Werbegläubigen glauben, man müsse werbekonform leben, andernfalls wäre das Leben wertlos. Sie gründen ihr Selbstwertgefühl auf Werbekonformität und fürchten Verachtung und Deklassierung, falls Konformität nicht gelingt.
Werbeumsatz und Selbstmordrate korrelieren. Weltmeister ist Japan. Wo sich die Menschenströme kreuzen tobt eine hochprofessionelle Werbeorgie, die Orientierung gibt, wofür man sein Geld ausgeben soll. Viele aus der Minderheit derer, denen Werbekonformität nicht oder nicht mehr möglich ist, halten sich für Versager und verzweifeln. Unter jungen Leuten grassiert sozialer Selbstmord: Hikikomori = ひきこもり.
In der Regel sind auch die chic-erfolgreichen arm dran. Sie sind wach, witzig und sexy aber egozentrisch und kinderlos. Die Arbeit für die materielle Basis ihres Glaubens frisst ihr Leben auf.
 
Die Tatsache, dass Werbung weltweit hoch wirksam ist, beweist, wie entsetzlich hohl und lenkbar wir sind und wie real die Gefahr ist, dass die Aufklärung verloren geht.
Es ist an Zynismus nicht zu überbieten, wie die Werbebranche ihr Publikum einschätzt: triebgesteuert, infantil, denkfaul, gierig nach Sensationen aber schnell gelangweilt, voller Neid und Größenwahn. Zu einem solchen Publikum spricht man am besten sehr laut, auf sehr niedrigem Niveau und mit einem dicken Hammer.
Eine grausame Ironie ist, dass die Mehrheit derer, die in der Werbebranche arbeiten, trotz hoher Intelligenzquotienten, der selbst erlogenen Scheinwelt verfallen und werbekonform leben. Sogar ein zynisches Genie wie Dr. Goebbels, der unerreichte Meister des Fachs, glaubte am Ende an seine eigenen Lügen.
Eine kreative Minderheit der Werbeleute hält sich an Alkohol und Drogen. Nur ganz wenige behalten einen klaren Kopf.

Als Medieninformatiker sind Sie Transportarbeiter der Werbung.
Der Job ist gefährlich ! Glauben Sie niemals an den Müll, den Sie transportieren !
Besser noch: Gehen Sie in die Fernsehstudios und Werbeagenturen
und ziehen Sie dort die Stecker raus, solange Sie noch können
!

 

Copyright Thilo Rothacker

Die fachgerechte Verblödung von Seele und Gehirn ist ein etablierter Wirtschaftszweig.
2007 setzte die deutsche Werbebranche 31 Milliarden Euro um → ca. 1,3% des Bruttosozialprodukts.
Anteile der Werbemedien: Zeitungen 22%, TV 20%, Internet 12 %, Zeitschriften 11%, Radio 7%, Außenwerbung 5%.
Der Internet-Anteil wächst schnell auf Kosten der Zeitungen. Auch die TV-Sender verlieren Kunden an die Videowerbung im Internet.
Die Finanzkrise von 2008 beschleunigt offensichtlich sogar noch die Umschichtung von Konsumgüter-Werbung ins Internet.
Internet-Werbung hat drei Vorteile im Wettbewerb mit Druck und TV:
1) Die Wirkung ist sehr gut messbar.
2) Sie ist vergleichsweise billig.
3) Personalisierung vermeidet Streuverlust und Abstumpfung, wenn man Werbung (am besten unauffällig) den dazu passenden Inhalten beimischt.

Das Internet erreicht ein großes Publikum an den Agenturen, Zeitungen, Zeitschriften und TV-Sendern vorbei und die klassische Werbebranche empfindet das Internet durchaus nicht als Segen, sondern eher als Fluch.
Weltweit fließen 2007 ca. 40 Mrd $ in Online-Werbung. Vorhersage der Gurus: Diese Summe wird bis 2015 auf 200 Mrd $ steigen.

60% des Online-Werbemarktes entfällt auf Banner, Pop-Ups und Videos, 30% auf Suchmaschinenmarketing und der Rest auf Affiliate Marketing (siehe unten).
Auf den Marktführer Google entfällt 2007 allein in Deutschland 1 Mrd. € (von insgesamt 1,2 Mrd) Suchmaschinen-Umsatz. Die Vermarktung von Partnerseiten (siehe weiter unten: Affiliate Marketing) soll weitere 200 Millionen einbringen.

Von Markenartikelwerbung (außer bei Youtube) ist das Internet bisher verschont geblieben, aber die Internetwerbung für Versandartikel und Dienstleistungen schwillt unaufhörlich an. Einzige Bremse ist die Datenschutzrichtlinie für elektronischen Kommunikation, die einigen Formen von Werbung eine Zustimmungspflicht des Empfängers (Opt-In) vorschreibt.
Leider verhindert sie weder widerwärtigen Spam noch Pop-Ups. Abhilfen: Spamfilter, Pop-Up-Blocker, Contentfilter etc.
Besonders nervend ist forcierte (=aufgezwungene) Werbung, die sich vor (Prestitial), zwischen (Interstitial) oder über (Pop-up, Hover Ad) brauchbare Seiten legt.
Die Werbevermarkter behaupten, sie seien Wohltäter und Sponsoren des Internets, weil viele wertvolle Inhalte durch Werbung finanziert seien. Aber werbefinanzierte Inhalte sind in aller Regel wertlos oder durch die enthaltene Werbung verfälscht und entwertet.

US Internet-Advertising Spending (billion $)

Source: www.eMarketer.com, feb. 2007
 

Targeting

Ungezielte Werbung
Beispiele: Mercedes-Stern auf dem Europacenter, Fernsehwerbung, Plakatierung, Beschriftung von Fahrzeugen, Kaufhaustüten etc.
Ungezielte Werbung verbreitet und festigt eine Marke im kollektiven Bewusstsein.
Nachteile: 1. Flächen sind teuer, 2. Erfolg schwer messbar, 3. Abstumpfung beim Publikum.
Das Internet ist für ungezielte Marken-Werbung ungeeignet,
1. weil unter oder nahe der Wahrnehmungsschwelle liegende Gehirnwäsche generell schwer automatisierbar ist, und
2. weil der Leser verägert ist, wenn seine kostbare Displayfläche eingeengt wird,
3. weil das Pay-per-Click-Bezahlmodell nicht anwendbar ist.
Das Internet eignet sich aber gut für:
1. Performance Marketing = Werbung, die auf einen abgeschlossenen direkten Verkauf zielt und
2. Lead-Generierung = Surfer gibt seine Adresse und Interessenprofil und will Kontakt.

Gezielte Werbung = Targeting im Internet
Internetwerbung muss fokussieren und möglichst viel wissen über den, der gerade eine Seite liest = Targeting.
Den berühmten Aphorismus von Francis Bacon "Wissen ist Macht" kann man nun schärfer fassen: "Wissen ist Geld".
Software zur Optimierung von Internetwerbung beschäftigt derzeit die besten Psychologen und Informatiker und gilt als das "Kreative" schlechthin im Web 2.0.
Man will die Streuverluste minimieren und macht die aufgedrängte Werbung dem Kunden schmackhaft, man würde individuell für ihn sorgen.
Aber hinter der Wohltat verbergen sich unvorstellbar große, ganz undurchsichtige Datensammlungen (=Profile), selbstlernende Korrelations-Statistik und der geballte Zynismus der Werbepsychologie.

Bild rechts: Peter von Tresckow, FAZ 1.12.2008
 

Es gibt fünf Targeting-Verfahren:
1. Das eher harmlose Contextual Targeting oder Keyword Advertising. Die Schlüsselwörter der betrachteten Web-Seite liefern das Profil für Werbelinks. Beispiel: Auf einer Seite über den Schwarzwald werden Wanderschuhe angeboten. Plattformen: Google AdWords, Google AdSense, Microsoft AdCenter.
2. Das Behavioral Targeting, wo Surfverhalten und Aktivität so lange protokolliert wird, bis man den Surfer als Angehöriger einer Gruppe einordnen kann. Beispiele: Amazon.
3. Behavorial Targeting, wo der Kunde sein Geschlecht, Alter, Wohnort, Bildung, Hobbies, Reiseziele und Freunde freiwillig zu Markte trägt. Beispiele: MySpace, Facebook, SudiVZ.
4. Mischverfahren zwischen 1., 2. und 3.
5. Deep Packet Inspection = DPI ist die Totalanalyse eines Datenpakets. Die Internet Service Provider, die Geheimdienste und die Unternehmensnetzwerke suchen mit DPI nach Viren, Spam, illegalen Inhalten etc. Seit kurzem bieten aber die Unternehmen Phorm, NebuAd und andere Targeting-Software für Internet Service Provider auf der Basis von DPI. Diese Programme filtern Web, Mail, Chat eines Nutzers nach dem Vorhandensein von Werbe-Stichworten und erzeugen daraus ein Targeting-Profil. Such-Umfang und -Genauigkeit übertrifft alles bisher da gewesene. Tiefer kann man nicht mehr suchen. Den Mail- und Internet Service Providern fällt damit eine unvorstellbare Macht- und Geldquelle in den Schoß. Nur der Staat kann verhindern, dass sie ihre Schlüsselstellung nutzen. Entkommen könnte nur noch, wer auf das Netz ganz verzichtet. Das ganze Internet von Tim Berners-Lee würde zum Alptraum.

Problem des Targeting im Internet
Die Werbebranche behauptet, sie schaffe Markttransparenz und Öffentlichkeit, aber die Profil-Datenbanken und die Korrelationsverfahren des Behavorial Targeting sind geheim. Es gibt keinerlei Auskunft, Objektivität oder Kontrolle. Übel ist, dass fremde Profile frei erfunden, gefälscht, missbraucht und beliebig weiterverkauft werden. Jeder kann bei Amazon, MySpace, Facebook, SudiVZ unter fremdem Namen, Adresse, Alter, Foto ein beliebiges Profil mit oder ohne Schweinereien generieren.
Berüchtigt sind die Buchrezensionen bei Amazon, eine geniale Web 2.0-Idee, wo aber niemand den naiven Kunden warnt. Kopierte, gekaufte, aus Gefälligkeit erstellte Kritiken, aber auch anonyme Verrisse und deren hohe Wertungen als "hilfreich" sind häufig. Kein Sortierprogramm kann diese Spreu vom Weizen trennen. Dazu braucht man erfahrene Lektoren, aber Amazon spart sich den Aufwand. Ähnliches gilt für eBay.

Immerhin bekämpfen Amazon, eBay und Co. Lüge und Betrug halbherzig, weil es ihre Geschäfte schädigt.
Aber auf welcher Seite stehen die Internet-Werber eigentlich ? Arbeiten sie an der Zerstörung oder am Aufbau des Internet ? Ihr schneller Reichtum stammt aus Pay-Per-Click-Provisionen aber sie singen alle im Kirchenchor von Wissen, Wahrheit und Vertrauen. Der Gipfel der Scheinheiligkeit ist die Google Philosophie, dicht gefolgt von den Yahoo Werten.
Nach deren Logik steckt die wahre Wahrheit der Welt weder in der Natur noch in Bibel und Koran, sondern in gut platzierten Werbelinks.

 

Suchmaschinen-Werbung

= Search Engine Marketing ist die Krone der Online-Werbung, aus folgenden Gründen:
a) Aus dem Suchbegriff geht hervor, was der Leser will.
b) Die Auswahl der zum Suchbegriff passenden Werbung ist gut automatisierbar.
c) Die Geschäftsbeziehung zwischen Suchmaschine und Werbetreibendem ist gut automatisierbar.

Werbetreibende Unternehmen geben bei Google ein Gebot ab über den Preis eines Klicks. Ein hohes Gebot führt in der Regel zu einem Rang oben auf der Ergebnisseite. Eine verdeckte Zweitpreis-Auktion bestimmt die endgültige Position. Minimalangebot ist 5 Cent pro Klick, was aber in aller Regel nicht einmal zu einer Platzierung auf der ersten Seite, geschweige denn zu den ersten Plätzen auf der ersten Seite führt.
So führt ein Angebot von 25 Cent für den Suchbegriff "Handy-Angebot" im September 2007 nur zu Rang 8. Ein Gebot von 1,40 Euro pro Klick führt zu Rang 2. (Quelle: Prof. B. Skiera in der FAZ vom 1.10.2007). Die höchsten Preise von 5 Euro pro Klick werden derzeit für die Suchbegriffe wie "Kredit", "Ratenkredit", "Rechtsschutzversicherung" gezahlt.
Wenn jeder 100. Klick zu einem Vertrag führt (Konversionsrate), dann bezahlt das werbende Unternehmen pro Kunde 500 Euro an Google. Profitabel kann Suchmaschinenmarketing nur dann sein, wenn die Aquisitionskosten je Kunde geringer als der erwartete Gewinn ist. Google (und natürlich auch Yahoo! und Microsoft Live Search) stellt sich gegenüber dem Internet-Nutzer als wohltätige Institution dar, aber in Wahrheit bezahlt der Kunde erstaunliche Summen, wie er jede Werbung in Form hoher Preise bezahlt.
Es bleibt ein Rätsel der Modernität, warum Werbung keinen Widerstand derer hervorruft, denen sie ungefragt auf die Rechnung gesetzt wird.

Paid Inclusion ist der Sammelbegriff für alle Formen der bezahlten Aufnahme in die Ergebnisliste einer Suchmaschine.

 

Virus-Werbung

= Virales Marketing könnte eine wichtige Werbeform im Internet werden.
Grundidee: Versteckte Werbebotschaften verpackt in unterhaltsame Clips verbreiten sich durch weitersagen oder weitersenden von selbst. Der Leser wird zum mitmachen und selbstdarstellen motiviert, nimmt die Werbebotschaft freiwillig auf und verbreitet sie.
Beispiele:
1. Cin King Motors war eine gelungene Virus-Werbung von Daimler-Benz für Smart
2. Horst Schlämmer (H. Kerkeling) hat 7 Mio. Videodownloads und 100.000 Probefahrten für VW eingeworben.
3. Leave an Impression von Ballantine's erreicht 150 000 Besucher und 10.000 Mitmacher.

 

Werbe-Vermarkter

Online-Werbung außerhalb von Suchmaschinen läuft nach folgendem Muster:
Flächenanbieter FA: Fläche an den Rändern einer Webseite kann man als Werbefläche zur Miete auf Zeit anbieten wie man eine leere Hauswand oder die Seitentüren eines Taxis anbieten kann. Der Flächenanbieter FA hofft auf Mieteinnahmen und nimmt dafür in Kauf, dass er sein Publikum mit Werbung belästigt und dass seine Seite längere Ladezeiten hat.
Werbetreibender WT: Der Anbieter von Ware und/oder Dienstleistung sucht geeignete Flächen für seine Werbung.
Vermarkter VM: FA und WT kontraktieren nie direkt sondern über einen Zwischenhändler oder Zwischendienstleister, der über die gesamte Laufzeit der FA-WT-Beziehung unverzichtbar aktiv bleibt.
AdServer AS: VM delegiert die eigentliche Arbeit an einen AS-Technologiedienstleister, der eine Serverfarm besitzt. FA bindet eine Software von AS auf seiner Seite ein. WT liefert an AS die Werbe-Banner, -Texte, -Filme, die auf der Seite erscheinen sollen. Jeder Seitenaufruf meldet sich jetzt beim AS und dessen Server liefern und binden in Echtzeit die Werbe-Banner, -Texte, -Filme in die Seite ein. Der AS protokolliert alle Klicks und die angeforderten Inhalte und berechnet daraus das Honorar für FA und die Erfolgsstatistik für VM und legt selbstverständlich nebenbei ein Profil des Lesers an, für sich selbst und für VM und WT. AS-Beispiele: DoubleClick, ADTECH, ADITION.
Ablauf:
1) VM ist Makler zwischen FA und WT: Konditionen, Preis.
2) VM beauftragt einen AS.
3) AS stellt die Software, die FA auf seiner Seite einbinden muss.
4) AS stellt den Speicherplatz, wohin der WT seinen Werbeinhalt lädt.
5) AS stellt den Server, der bei jedem Seitenaufruf die leere FA-Fläche 3) mit dem WT-Werbeinhalt 4) füllt.
6) AS liefert an VM alle Daten zur Berechnung der Miete aus a) Anzahl Seitenaufrufe = Visits und b) Anzahl Klicks auf die Werbung = Impacts.
7) AS liefert liefert das Leserprofil an VM und WT.
8) VM bezahlt FA und AS und stellt eine Rechnung an WT.

Für den normalen Surfer bleiben VM und AS unsichtbar. Er weiß in der Regel nicht, dass jede werbetragende Seite mindestens eine weitere unsichtbare URL aufruft, nämlich die des AS und dass er dem FA und dem unbekannten VM auch dann Einnahmen verschafft, wenn er gar nicht auf die Werbebanner klickt. Kaum einem Surfer ist klar, dass er beobachtet und sein Verhalten protokolliert wird und kaum einem FA ist klar, was er seinem Leser damit einbrockt, nämlich die Auslieferung an eine hinterhältige Datenbank die den Leser nach individueller Anfälligkeit für Werbethemen klassifiziert.
Der WT und natürlich die Börse bewertet den VM und den AS nach Volumen und Qualität seiner Datenbank.
Größter VM weltweit ist Google, in Deutschland ist es die United Internet Media AG (20 Mio Einzelbesucher/Monat, ca. 5 € Umsatz pro Besucher). Die United Internet Media AG hat damit mehr Einzelbesucher als T-Online. Allerdings ahnt kaum ein Besucher etwas von seinem Profil auf deren AdServern.
Probleme der VM:
1) Werbung in Suchmaschinen ist leichter und bringt mehr Geld. Beispiel: Der Umsatz von Google in Deutschland ist so hoch wie der aller deutschen VM zusammen.
2) Es gibt mehr FAs, als von den WTs nachgefragt wird.
3) Es gibt wenig gute FAs, d.h. es werden viele schlechte Seiten angeboten.
4) Das Publikum stumpft ab und klickt pro 1000 Visits nur einmal auf Werbung.
5) Hohe Kosten der AS-Serverfarmen, weil AdServer schnell reagieren müssen, wenn eine FA-Seite aufgerufen wird.
6) Die WTs fordern Mindest-Visit- und Mindest-Impact-Garantien.
Folge von 2), 3) und 4): Der WT muss pro 1000 Visits immer weniger zahlen. (2008 ca. 1 €).
7) Die Surfer wehren sich mit AdBlock.

Fast alle großen Content- und Connection-Anbieter betätigen sich nebenbei (Tochtergesellschaften) als VMs.

Mutter Deutsche Werbevermarktungs-Tochter: VM Bevorzugter AdServer: AS Mio Einzelbesucher der Tochter pro Monat
United Internet United Internet Media AG Adition 20
T-Online Interactive Media ADTECH 18
Pro-Sieben-Sat-1 Seven One Interactive DoubleClick 18
Hubert Burda Media Tomorrow Focus DoubleClick 12
Yahoo Deutschland Yahoo Media Sales DoubleClick 10
United Internet Adlink Media Adition 10
Time Warner AOL Digital Marketing Group ADTECH 10
Microsoft Microsoft Advertising Microsoft AdServer 10
Holtzbrinck GWP DoubleClick 10
Weitere siehe unter: AGOF weitere zusammen ca. 100

Prognosen für die Werbung mit Bannern und Pop-Ups = Online Marketing:
1) Die Liste der VM wird kürzer durch Übernahmen und Fusionen.
2) Die Zukunft gehört vielleicht automatisierten Werbebörsen wie z.B. Right Media, die ohne VM-Dienstleistung FA, WT und AS zusammenbringen.
3) Kleine Start-Up-Internet-Unternehmen können sich nicht mehr wie früher durch Werbung finanzieren, weil der Werbemarkt durch Große besetzt ist.

Affiliate Marketing = Vermarktung über Partner mit Vergütung im Erfolgsfall
Die Bezeichnung Affiliate lateinisch: Tochterbeziehung ist verwirrend, weil unklar ist, wer die Mutter- und wer die Tochterrolle spielt.
Das Suchradar-Magazin erklärt Affiliate Marketing so:
Die Teilnehmer beim Affiliate Marketing sind:
- der Advertiser (auch Merchant) als Anbieter von Produkten und Dienstleistungen
- der Publisher (auch Affiliate), als Anbieter von Werbeflächen,
- der User (Kunde/Interessent), der vom Publisher auf die Webseite des Advertisers gelenkt wird,
- das Affiliate-Netzwerk (bspw. Affilinet oder Zanox) als Schnittstelle zwischen Advertiser und Publisher.
Bezahlt wird der Publisher, wenn sein Link zu einem Kauf geführt hat. Je standardisierter ein Produkt ist, um so leichter ist es, den Publisher auf Basis von Cost-Per-Order (CPO) zu vergüten. Geeignete Produkte sind z.B. Girokonten, Telekom-Dienstleistungen oder Konzerttickets.

Werbung mit Videos
Eine günstige und effektive Werbeseite ist YouTube (Tochter von Google). Viele Unternehmen laden dort selbstgedrehte Werbefilme hoch.
Werbung auf Handys und Navis
Handys (auch ohne GPS) und Navis lassen sich orten und das Wissen vom Aufenthaltsort des Gerätes ist eine potentielle Goldgrube. Jedes mal, wenn einer telefoniert, Nachrichten verschickt, Inhalte herunterlädt oder surft gibt sich eine Gelegenheit, sein Kunden-Profil auf neuesten Stand zu bringen und Werbung zu präsentieren. Es hat sich herausgestellt, dass Kunden für lokale Werbung erstaunlich empfänglich sind (3,4% Erfolg lt. M:Metrics). Jedenfalls wird jeder Schritt von sogenannter Business-Tool Software (z.B. Acision) protokolliert und analysiert. Mobile Advertising ist ein zentrales Geschäftsziel von Nokia, Google usw.

 

Die Hitliste

Alexa ist ein Marktforschungs-Tochterunternehmen von Amazon. Es untersucht den Traffic im Internet und publiziert eine Hitliste: alexa.com.
Es besteht der Verdacht, dass die Liste manipuliert wird durch massenhafte Selbstaufrufe, Zirkellinks etc.
Aber zweifellos enthält die Alexa-Liste die wichtigen Internet-Massentreffpunkte. Die Position auf der Liste bestimmt die Attraktivität der Web Site als Werbefläche.
siehe: Deutschland-Hitliste, US-Hitliste, China-Hitliste.

Das Züricher Marktforschungsunternehmen Nielsen Online veröffentlicht Hit-Listen der Wachstumszahlen in Deutschland und US in 2008.

 

Bewertung von Werbeflächen

Einen sehr guten Einblick in das Angebot aller Art von Online-Werbeflächen bietet die
IVW = Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V..
Sie ist eine private Prüfinstitution, die gegen eine jährliche Gebühr die verkauften Auflagen von Printmedien und seit 10 Jahren Internetpräsenzen auf Besucherzahlen (Visits) und Seitenaufrufe (Page Impressions = PI) untersucht. Das Ergebnis wird veröffentlicht und gilt als seriös. Wer nicht in der IVW-Liste steht, hat so gut wie keine Chance, in Deutschland Online-Werbefläche zu vermieten.
Zugang: IVW-Liste → auf IVW-Ausweisung klicken → in der Spalte "Basisdaten Visits" auf "Abwärts sortieren" klicken.
Auch interessant ist Nielsen Media Research mit Deutschland-Daten: Top 10 Werbetreibende und Top 10 Produkte.

Die Messung der Anzahl der Visits und Page Impressions ist in dieser Lügenbranche komplizierter als man denkt.
Beispiele für Probleme der Visit- und PI-Zählung:
1. Eine Visit endet, wenn 30 min lang keine Page Impression kommt. Kehrt ein Nutzer aber innerhalb von 30 min zu einer verlassenen Adresse zurück, dann darf das nicht als neue Visit gezählt werden.
2. Eine durch automatische Weiterleitung (Redirect oder Reload) oder durch Automaten (Robot oder Spider) oder durch das Schließen eines Fensters ausgelöste PI darf nicht gezählt werden.
Der IFABC ist ein internationaler Zusammenschluss ähnlicher Prüfinstitutionen, der mit Hilfe standardisierter Zählmethoden eine globales Ranking von Werbeflächen anstrebt.

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